Kreative Technik von Hacker*innen

Kreative Technik von Hacker*innen

Robert Helling im Interview mit egoFM Elise

Warum auch unser Haushalt hackbar ist und welche großen Hacks in letzter Zeit in Deutschland passiert sind, erzählt Robert vom Chaos Computer Club.

Vermummte Gestalten mit Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die versuchen, sich in große Unternehmen zu hacken oder auf persönliche Daten aus sind. So sieht das stereotypische Bild von Hacker*innen aus. Robert Helling vom Chaos Computer Club erklärt aber, warum der Begriff der Hacker*innen eigentlich viel breiter ist und wo jeder von uns persönlich "hackbar" ist.
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    Robert Helling im Interview mit egoFM Elise


Hacken: eine weites Spannungsfeld

Seit über 40 Jahren forscht der Chaos Computer Club e. V. (CCC) an technischen und sozialen Entwicklungen. Die größte europäische Hackervereinigung beschäftigt sich mit sämtlichen Fragen zur Computersicherheit und betreibt dabei zum Beispiel auch Politikberatung. Wenn es um die Definition vom Hacken geht, weiß Robert Helling vom CCC, dass der Begriff sehr viel breiter gefasst ist als die typischen Assoziationen. Ein Hacker gehe kreativ mit Technik um und benutze sie anders als sie ursprünglich intendiert ist, um Hürden zu übergehen.
"Um mit den Worten [des Mitgründers vom CCC] Wau Holland zu reden: Ein Hacker würde zum Beispiel versuchen, ob es nicht gelingt, mit der Waschmaschine Toasts zuzubereiten. Also das Hacken ist nicht nur illegales Eindringen in andere Computersysteme." – Robert Helling

Größter Hack der letzten Zeit: Die Luca-App

Zu größeren Hacks ist es in letzter Zeit auch in Deutschland gekommen. Als Beispiel nennt Robert die Luca-App. Ursprünglich war sie dazu gedacht, Kontakte während der Corona-Pandemie nachverfolgen zu können. Ein Hack sei sie deshalb gewesen, weil es die App durch Prominenz und Marketing geschafft hat, Politiker*innen von ihrer Relevanz zu überzeugen. Obwohl andere Softwares wie die der Corona-Warn-App laut Robert technisch besser geeignet gewesen wäre, habe man es trotzdem geschafft, die Politik dazu zu bewegen, Steuergelder an die Firma geben, die die Luca-App vertrieben hat. Es war zwar kein technischer Hack, sondern Menschen seien gehackt worden. Dieses sogenannte "Social Engineering" sei aber ein gern genutztes Mittel von Hacker*innen.
"Ganz häufig ist das bei Hacks so, dass man die Menschen die Computer benutzen, dazu bringt etwas zu tun, was sie vielleicht gar nicht wollen." – Robert Helling

Die gehackte Waschmaschine

Unsere Laptops können gehackt werden, unsere Smartphones ebenfalls. Aber wie sieht es zum Beispiel mit Haushaltsgeräten aus, die in Zukunft immer digitaler und smarter werden? Auch die können gehackt werden, sagt Robert. Ob digitale Glühbirne, Türschließanalgen oder smarte Backöfen, all diese Geräte seien Computer und viele davon auch vernetzt. Aus abstrakter Sicht seien sie vollständige Computer.
"Die Waschmaschine kann, wenn sie will, E-Mails verschicken. Und wenn sie mit dem Netz verbunden sind, sind sie ein Ziel für Angriffe von außen. […] Häufig ist die Software unter enormem Kostendruck hergestellt worden, Sicherheit hat keine Rolle gespielt und dann fängt die Waschmaschine auf einmal an E-Mails zu schicken, Spam zu versenden. […] Die Smart-TVs sind alles ganz normale Computer, die mit dem Internet verbunden sind und im Prinzip hackbar sind." - Robert Helling

 

Aufklärung im Digitalisierungsprozess

In Zeiten, in denen die Digitalisierung in unserem Alltag immer präsenter wird, ist es laut Robert besonders wichtig, die digitalen Kompetenzen in der breiten Bevölkerung auszuweiten. Es gehe zum Beispiel darum, zu wissen wo reale Bedrohung liegen oder wo vielleicht zu viel Angst herrscht. Der Chaos Computer Club versucht durch seine Öffentlichkeitsarbeit, dieses Bewusstsein, sowohl in der Bevölkerung als auch bei Entscheidungsträger*innen zu schaffen. Wenn Daten offen herumliegen, werde die Versuchung leicht zu groß, meint Robert. Auch wenn es nur zum Spaß ist: Bei einem Helene Fischer Konzert sei zum Beispiel mal der Datensatz von Helene Fischer über 70-mal in einem hessischen Polizeicomputer abgefragt worden.
"Je mehr Daten man auf große Haufen türmt, desto größer werden die Begehrlichkeiten. […] Da muss man aufpassen, wenn man schon meint diese Daten erfassen zu müssen, sich dagegen sichert, dass der zu einfache Zugriff dann doch nicht möglich ist." – Robert Helling


Wir haben übrigens nicht das erste Mal mit Robert Helling gesprochen: Hier hat er mit uns über das Darknet gesprochen, hier über Identitätsklau auf Social Media und hier darüber, wie wir uns sicher im Internet bewegen können.




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