P wie Plastik vs. Papier

P wie Plastik vs. Papier

egos4future - Von A bis Z

Von  Miriam Fischer
Jeder Buchstabe ein Thema: Wir fassen die Basics zu Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zusammen. Diese Woche: P wie Plastik vs. Papier


Was ist klimafreundlicher: Verpackungen aus Plastik oder aus Papier?

Seit dem 3. Juli 2021 gilt die EU-Richtlinie gegen Einwegplastik, seitdem sind beispielsweise Kunststoffbesteck und Trinkhalme aus Plastik verboten. Ab 2022 werden in Deutschland außerdem Plastiktüten an Ladenkassen endgültig abgeschafft. So soll der Plastikmüll reduziert werden. Immerhin produziert in Deutschland jede Person durchschnittlich über 70 Kilo Plastikmüll pro Jahr und Deutschland exportiert so viel Plastikmüll, wie sonst kein anderes EU-Land. Insofern sind Papiertüten, Tomaten in Pappboxen und Tiefkühlprodukte in Kartonverpackung ja etwas gutes für unseren Planeten, denn fast 60 Prozent des Plastikmülls entsteht durch Verpackungen. Und da Plastik aus dem endlichen Rohstoff Erdöl und Papier aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz besteht, müsste die Klimabilanz doch eindeutig ausfallen, oder? 

Nicht ganz, denn welches Material in der Praxis wirklich klimafreundlicher ist, kann nicht pauschal gesagt werden. Um die gesamte Ökobilanz zu erfassen, muss auch das gesamte Verpackungssystem betrachtet werden. Dazu zählen auch die Punkte Herstellung, Nutzungsdauer, Recycling und Abbau. 

Herstellung

Geht es nur um den Ressourcen- und Energieverbrauch bei der Herstellung, ist Papier sogar weniger ökologisch als Kunststoff. Für die Papierherstellung braucht es große Mengen an Wasser und Holz, welches sehr flächenintensiv im Anbau ist. Hinzukommt, dass bei Papier ungefähr drei mal so viel Material benötigt wird, um eine ähnliche Reißfestigkeit wie Plastik zu erzielen. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass Papierprodukte schwerer sind und es dementsprechend auch beim Transport zu einem größeren Energieaufwand kommt. Außerdem werden häufig Chemikalien verwendet, um Papier reißfester zu machen, was wiederum Luft und Wasser belastet.

Es kann also zum Beispiel sein, dass Tomaten in einer dünnen Plastikverpackung eine bessere Ökobilanz haben, als Tomaten in einer Box aus dickerem Karton. 

Nutzungsdauer

Im Durchschnitt liegt die Nutzungsdauer sowohl bei Plastik-, als auch bei Papiertüten bei 25 Minuten. Allerdings können Plastiktüten öfter wiederverwendet werden, da sie wasserfest und allgemein widerstandsfähiger sind. Damit eine Papiertüte in der Ökobilanz tatsächlich besser abschneidet als die Plastiktüte, muss sie drei bis vier mal verwendet werden. Übrigens: Auch Jutebeutel müssen erst eine ganze Weile benutzt werden, um tatsächlich umweltfreundlicher als Papier- oder Plastiktüten zu sein - je nach Studie ist hier die Rede von 20 bis 100 Mal. Verpackungen werden im Gegensatz zu Tüten sowieso selten wiederverwendet, deswegen kommt es dabei eher auf die nächsten beiden Punkte an: 

Recycling

Papier kann grundsätzlich sehr gut recyclet werden. 2019 wurden laut der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister 81,9 Prozent von Papier, Pappe und Karton wiederverwertet. Bei werkstofflichem Kunststoff lag die Verwertungsquote nur bei 58,5 Prozent. Ob Kunststoff wiederverwendet werden kann, hängt maßgeblich davon ab, aus welchem Kunstsoff genau etwas besteht, ob verschiedene Arten von Kunststoff kombiniert wurden und wie der Kunststoff eingefärbt wurde. Kunststoffmischungen und dunkel gefärbte Kunststoffe können in der Regel nicht mehr recyclet werden. Bei Verpackungen, die sowohl aus Papier, als auch aus Plastik bestehen, kann in den Recyclinganlagen meist nur eines der beiden Materialien widerverwendet werden, für Tetrapacks gibt es allerdings spezielle Recyclinganlagen. Mehr zum Thema wie man richtig recycelt erfährst du hier.

Abbau

Auch was denn Abbau angeht, schneidet Papier wesentlich besser ab, als Plastik. Denn Papier zersetzt sich komplett und das dauert je nach Produkt maximal fünf Jahre - meist deutlich weniger. Das hängt davon ab, ob beispielsweise wie bei Zeitungen Druckerfarbe zum Einsatz kam, oder Stoffe, die für mehr Stabilität, längere Haltbarkeit oder ähnliches beigefügt wurden. Kunststoff hingegen kann bis zu 450 Jahre brauchen, bis es komplett zersetzt wurde - und selbst dann kann Mikroplastik übrigbleiben. Auch das hat einen Einfluss auf die Ökobilanz. 



Und was heißt das jetzt für die Verbraucher*innen?

Plastikverpackungen sind nicht grundsätzlich schlecht und Papierverpackungen nicht grundsätzlich gut. Wir müssen wohl immer wieder individuell abwägen. Bei Papier kann der Blaue Engel oder das FSC-Siegel ein guter Anhaltspunkt für die Ökobilanz sein. Wenn wir die Wahl zwischen Papier und Plastik haben, sollten wir außerdem darauf achten, wie viel Verpackung anfällt, ob verschiedene Materialien kombiniert wurden und ob wir das Produkt wiederverwenden. Außerdem ist es wichtig, Müll zu trennen und ordnungsgerecht zu entsorgen. Und am klimafreundlichsten ist es sowieso, wenn überhaupt kein Verpackungsmüll anfällt.

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