Außergewöhnliches Kunststück: Die Österreicherin bringt Heimweh und zuhause sein zusammen.
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Lieblingstonträger: Das neue Album Homesick
Die egoFM Privataudienz mit Avec
Lieblingstonträger: Das neue Album Homesick
Schon klar: Wenn ausgerechnet jetzt ein Album über das Heimweh rauskommt, hat das schon etwas Kurioses – zuhause sind wir ja gerade wirklich genug.
Aber für dieses Timing kann niemand etwas. Und beim Heimweh muss es ja nicht zwingend um einen bestimmten Ort gehen: Man kann ja auch Gefühle, Lebensumstände und natürlich nicht zuletzt Menschen vermissen. Eigentlich genug Themen, um damit ein ganzes Album zu füllen...
Genau das hat AVEC aus Österreich gemacht - und Songs darüber geschrieben, was Zuhause für sie eigentlich bedeutet und wo sie es (anderswo) gefunden hat.
Weglaufen und wiederkommen
Ein bisschen traditionelles Heimweh wäre aber durchaus gerechtfertigt gewesen: Die junge Singer-Songwriterin hat sich schließlich über die letzten Jahre in ganz Europa herumgetrieben, ihre ersten beiden Alben unter die Leute gebracht und ordentlich Vorfreude auf das, was da noch kommen mag, geschürt. Gut möglich, dass AVEC in dieser Zeit ihre Heimat einfach auf die Bühne umgezogen hat.Genau in diesen turbulenten und rastlosen Jahren ist ihr drittes Album Homesick entstanden – und es klingt ähnlich stark nach sehnsuchtsvollem Ausbrechen, wie nach langersehntem Heimkommen.
Ihren Folkpop hat AVEC für das neue Album natürlich nicht komplett umgekrempelt, aber doch auf einen vorläufigen Höhepunkt aufpoliert. Und die Songs haben einiges an Begeisterungspotential: "Dance Solo" fängt zum Beispiel einfach reduziert mit Klavier und Drumcomputer an, aber AVEC schafft es, alleine durch ihre Stimme ein mitreißendes Tempo in den Song zu bringen, bis er dann im Refrain mit Gitarre und Schlagzeug ausbricht. So macht "Dance Solo" irgendwie traurig und doch gleichzeitig Lust aufs Tanzen.
Kaum ein Song auf Homesick offenbart sich in den ersten Momenten.
Bei "With Me" wird aus einer intimen Ballade gegen Ende hin ein Song, der mit seinen epischen Synthieklängen fast schon Stadien füllen könnte. Auch "Way Out" erinnert anfangs an ruhige Ben Howard-Momente, bis zum Schluss eine krachende E-Gitarre den*die Zuhörer*in wachrüttelt.
Für Homesick ist AVEC außerdem zum ersten Mal in die Produzentinnenrolle geschlüpft. So kommt ihr Sound durchaus opulenter und vielseitiger daher: AVEC hat zwar schon auf ihrem Debüt mit subtilen elektronischen Elementen gespielt, bei Homesick kommt aber fast kein Song mehr ohne Drumcomputer und Synthiespuren aus.
Es klingt beeindruckend, wie sich all diese Elemente jetzt vollkommen natürlich in ihren Sound einfügen ohne den Fokus von AVECs Stimme und ihren Geschichten zu nehmen – irgendwie ist also auch das Studio zu ihrer Heimat geworden.
Darkness feels like home
Während die Songs zwischen anrührend melancholisch und traumhaft schön hin und herpendeln, gehen AVECs Texte auch mal dahin, wo es schmerzhaft werden kann. Für ihr drittes Album hat die Österreicherin jegliche Scheu abgelegt und thematisiert schonungslos das Weglaufen und den Kampf gegen Depressionen und Angstzustände.AVEC ist dabei knallhart ehrlich und ihr Sound passt perfekt zu ihren Geschichten. Aber auch wenn Homesick mit "Heavy On My Mind" und mit düsteren Worten endet, schaffen es der Hintergrundchor und der Bläsereinsatz dann doch wieder, ein hoffnungsvolles Bild zurückzulassen.
Vielleicht ist Zuhause zu sein und Heimweh haben doch kein so großer Gegensatz.
Tracklist: AVEC - Homesick
01 Runaway02 I'll Come Back
03 Dance Solo
04 With Me
05 Homesick For A Day
06 Way Out
07 Home
08 Mona
09 Fire
10 Heavy On My Mind
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