Avec auf der egoFM Interview Couch

Avec auf der egoFM Interview Couch

Von Schafen, Selbstfindung & den Schattenseiten der Musikindustrie

Ein Schaf-Shooting, das ihr Leben verändert hat, ein Song übers nicht Loslassen-Können und ein selbstbetiteltes Album, mit dem sie endlich ganz bei sich angekommen ist – AVEC hat viel zu erzählen. Im Interview spricht sie über ihr neues Album, den Druck in der Musikindustrie und warum sie beim Arbeiten lieber Podcasts als Musik hört.

Avec im Interview

Fünf Jahre ist es her, dass AVEC das letzte Mal auf der egoFM Interviewcouch saß – höchste Zeit für ein Wiedersehen! In ihrem neuen Album AVEC steckt so viel von ihr selbst wie noch nie und auch sonst hat sich einiges getan: eigenes Label, neue Herausforderungen und eine Tour, die nicht immer leicht zu stemmen war. Warum sie trotzdem so zufrieden ist wie nie, erzählt sie im Gespräch mit Gloria:
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Ein Traum in Wolle

Dass AVEC eine besondere Verbindung zu Schafen hat, wissen spätestens alle, die ihr neues Albumcover gesehen haben. Darauf zu sehen: Sie, mitten in einer Schafherde. Aber das war nicht einfach irgendein hübsches Motiv – es war ein echter "Dream come true". Die österreichische Musikerin hat es sich in den Kopf gesetzt, mit Schafen zu shooten, also schrieb sie diverse Bauern und Bäuerinnen an, bis sich einer meldete, der 121 (!) Schafe zur Verfügung stellte – frisch gekämmt, versteht sich. Geduld brauchte es trotzdem, denn die Models auf vier Beinen haben natürlich ihr eigenes Tempo.

Das Ergebnis: Ein Cover, das perfekt zu ihrer Musik passt – ruhig, erdend, ein bisschen verträumt und dabei doch voller Kraft.

Ein Album übers Ankommen – musikalisch und persönlich

Das vierte Album eines*einer Künstler*in ist selten das selbstbetitelte. Normalerweise kommt der "Selftitled"-Moment gleich zu Beginn, wenn man sich vorstellt: Hallo, hier bin ich, das ist mein Sound. Bei AVEC kam dieser Moment erst jetzt, 2025. Ein Zeichen dafür, dass sie erst jetzt so richtig angekommen ist? Ja, sagt sie. Das Album fühlt sich für sie endlich nach genau dem an, was sie ausdrücken wollte – so persönlich und geerdet, dass es keinen anderen Titel als einfach AVEC haben konnte.

Und vielleicht hat das auch ein bisschen mit dem anstehenden runden Geburtstag zu tun. Die 30 ist für viele ein Wendepunkt, der Beginn eines neuen Kapitels. Angst davor? Fehlanzeige.

"Einerseits denke ich mir: Es ist nur 'ne Zahl wie jede andere und ich habe jetzt keine Angst davor [à la] 'Oh mein Gott 30, Hilfe!' Andererseits ist es dann schon auch irgendwie was Besonderes, 30 zu werden. Aber ich freue mich auch drauf. Also ich glaube schon, dass ich davor auch schon erwachsen war, aber 30 ist dann halt noch mal so 'n Step im Leben." - AVEC

Authentizität – aber nur in der Musik

AVECs Musik war schon immer ehrlich und introspektiv, und genau das schätzen ihre Fans. Doch während sie in ihren Songs intime Gefühle und persönliche Gedanken teilt, hält sie sich in Interviews eher zurück. Reden sei nochmal was anderes, sagt sie. Die Musik ist ihr Ventil, der Ort, an dem sie sich öffnet – und vielleicht auch der einzige Ort, an dem sie das in dieser Form kann. Deswegen ist es ihr so wichtig, sich diesen Raum zu bewahren. Und vielleicht ist genau das die perfekte Definition von Authentizität: Sich genau dort zu zeigen, wo es sich für einen selbst richtig anfühlt.

Von der unerwiderten Liebe zum Country-Song

Dass AVEC in ihrer Musik ehrlich ist, zeigt sich auch an Songs wie "It’s a Problem". Der Track klingt nach Roadtrip, nach Freiheit und nach staubigen Landstraßen. Doch in Wirklichkeit erzählt er eine ganz andere Geschichte. Es geht um das Festhalten an einer unerwiderten Liebe, das Nicht-Loslassen-Können, bis es fast schon süchtig macht. Eine sehr persönliche Erfahrung, die sie in diesen Song gepackt hat – und der durch seine Country-Vibes gleichzeitig eine Art Leichtigkeit bekommt. Denn manchmal hilft es ja schon, über etwas zu singen, um es ein bisschen besser loslassen zu können.

"'It's a Problem' ist eigentlich ein Liebessong, aber auf 'ne Art 'Ok, ich steck immer noch in dieser Vorstellung drinnen, dass ich eine Person so so, so so sehr liebe und mich so sehr daran klammere, dass es einfach zu einem Problem wird tatsächlich'. Also es war bei mir so - true story - ich war extrem, extrem verliebt in einen Typ und ich habe da einfach nicht loslassen können und dann war es eben schon soweit, dass ich mir gedacht habe: 'Boah, das ist wie eine Sucht irgendwie', also ich komme da nicht raus, ich komme da nicht weg und ich muss es irgendwie schaffen, da loszulassen mal." - AVEC


Podcasts statt Musik

Während viele Musiker*innen sich in der Entstehungsphase eines Albums von anderer Musik inspirieren lassen, hält AVEC lieber Abstand. Nicht, weil sie sich nicht für Musik interessiert – ganz im Gegenteil –, sondern weil sie während des Songwritings und Produzierens einfach nicht abschalten kann. Sie hört deswegen lieber Podcasts, erzählt sie. Ihr Favorit: The Blindboy Podcast aus Irland (Anmerkung der Redaktion: den können wir auch nur wärmstens empfehlen, wenn du auf eine angenehme Moderation stehst, Piano Geplänkel im Hintergrund und für Themen wie Mental Health, Quantenphysik und irische Mythologie, dann hör dir den sofort an). Aber auch True Crime-Formate haben es ihr angetan. Und wenn doch mal Musik läuft, dann von Artists wie Bon Iver oder Phoebe Bridgers, die ihren Sound mit ihrer ganz eigenen Handschrift prägen.



Die harte Realität des Musikbusiness

Dass sich das Musikbusiness in den letzten Jahren massiv verändert hat, spürt auch AVEC. Streaming bringt kaum noch Einnahmen und selbst Tourneen – einst der finanzielle Rettungsanker für viele Künstler*innen – sind längst nicht mehr das, was sie einmal waren. Auch sie musste schon Shows absagen, weil es finanziell einfach nicht möglich war, erzählt sie. Der Vorverkauf ist oft schleppend, die Produktionskosten steigen, und selbst wenn Konzerte gut laufen, bleibt am Ende wenig übrig. Das beste, auf das viele Musiker*innen hoffen, ist schlichtweg kein allzu großes Minus zu machen.

Das bestätigt auch eine Diskussion, die Kate Nash vor Kurzem angestoßen hat: Mittelgroße Acts, die weder riesige Arenen füllen noch von massiven Major-Deals profitieren, kämpfen ums Überleben. AVEC sieht das ähnlich und betont, wie wichtig es ist, gemeinsam mit den Fans Lösungen zu finden. Denn wenn es nur noch die ganz großen Acts gibt, wird es eng für die Vielfalt in der Musikszene. 

Was du als Fan tun kannst, um deine Artists zu unterstützen:

  1. Tickets für Konzerte frühzeitig kaufen – Damit unterstützt du Tourplanungen und hilfst, Shows finanziell tragbar zu machen.
  2. Merch kaufen – Shirts, Vinyls oder Poster direkt beim Artist oder auf Konzerten holen, damit der Erlös direkt bei ihnen landet. Am besten jedoch in Cash, denn für die Bezahlung mit Karte fallen Gebühren für die Artists an.
  3. Musik aktiv weiterempfehlen – Lieblingssongs in Storys posten, Freund*innen Playlists schicken oder Songs bei Partys auflegen.
  4. Crowdfunding oder Patreon unterstützen – Viele Artists bieten exklusive Inhalte oder frühzeitige Releases für Supporter*innen an.
  5. Direkt bei Bandcamp oder über die eigene Website kaufen – Hier bleibt der größte Anteil der Einnahmen beim Artist.

Trotzdem gibt es auch Lichtblicke für AVEC

Ihre Show in München war zum Beispiel restlos ausverkauft – ein Beweis dafür, dass ihre Musik nach wie vor viele Menschen berührt. Und auch wenn das Touren anstrengend ist, freut sie sich darauf, ihre Songs live zu spielen. Danach? Erst mal durchatmen, neue Songs schreiben und vielleicht ein paar Festivals spielen. Wir bleiben dabei!

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