Monophonics: It's Only Us

Monophonics: It's Only Us

Der Lieblingstonträger der Woche

Ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit mit kritischem Blick auf die Gegenwart - das ist "It's Only Us" von Monophonics.


Das perfekte Accessoire dieser Saison: Die Nostalgiebrille.


Sieht vielleicht etwas aus der Zeit gefallen aus, aber hat dafür unglaublichen Mehrwert: Durch sie wirkt alles harmonisch, beschaulich und sorgenfrei – alles Schlechte verschwindet hinter einem hübschen Sepiafilter. Blöd nur, wenn einen der Gegenwartslärm plötzlich wieder knallhart in die Realität zurückholt. Aber auch dagegen gibt es Abhilfe.

Akustische Realitätsflucht in die Vergangenheit liefert das neue Album der Monophonics.


 

Authentische Zeitreise

Klar, alles was so ein bisschen Richtung Soul geht, wird schnell mal in die Retroschublade gesteckt. Dabei vergisst man oft, dass Künstler wie Michael Kiwanuka oder Son Little dem Genre dann doch immer wieder moderne Elemente beimischen.

Die Monophonics gehen aber konsequent in die andere Richtung. Ihr Sound strotzt grade so vor Zitaten, vor Anleihen, vor Verneigungen an die ganz großen Idole des Genres. Alle gespielten Instrumente sind älter als die Bandmitglieder und aufgenommen wird stilecht auf einer Bandmaschine.

Retro ist hier nicht nur Gimmick – es ist Teil der Identität der Band.


It’s Only Us geht diesen Weg konsequent weiter und die Band aus der Gegend um San Francisco macht es einem leicht, sich in der Vergangenheit zu verlieren. Bläserklänge vermischen sich mit alten Synthesizer-Sounds und geben einen passenden Rahmen für Kelly Finnigans Stimme, die jedem Song genau das gibt, was er braucht. So macht sein zärtlicher Falsettgesang die Ballade "Suffocating" noch emotionaler, nur um dann später in "Last One Standing" kräftig nach vorne zu peitschen.

Die Band hinter ihm liefert aber auch genug Hinhörer: Jeder Song der Monophonics könnte ebenso gut einen Kinofilm untermalen und wird so schnell zum ganz persönlichen Soundtrack. Und obwohl man aus dem Sound der Monophonics immer ganz klare Vorbilder wie Curtis Mayfield oder Isaac Hayes heraushören kann, klingt die Band doch eigenständig genug:

Mit It’s Only Us haben sie ihre eigene kleine Soundnische zwischen den Schwergewichten gefunden.



Dunkle Realitätswolken

Wenn man sich lange genug im warmen Monophonics Sound gesonnt hat, ziehen dann doch noch ein paar düstere Wolken auf. Denn auch wenn die Musik warm und einfühlsam klingt, blenden die Songtexte auf It’s Only Us das aktuelle Weltgeschehen nicht aus. Neben herzzerreißenden Balladen thematisiert Kelly Finnigan nämlich auch Depressionen, Waffengewalt und Machtmissbrauch. So wird aus einem reinen Wohlfühlalbum doch noch ein größeres Werk mit Aussage. Und trotzdem ist It’s Only Us immer noch eine wunderbare Gelegenheit, mal kurz aus der Realität abzutauchen.

Ganz ehrlich: Ein bisschen Eskapismus tut uns wohl allen gerade ganz gut.




Tracklist: Monophonics - It's Only Us

01 Chances
02 Suffocating
03 Last One Standing
04 Tunnel Vision
05 It's Only Us
06 Run For Your Life
07 All In The Family
08 Day By Day

It's Only Us ist am 13. März bei Colemine Records erschienen.

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