Eine Platte über verführerisch süßen Schmerz.
"Do You Like Pain?"
Eine recht einfache Frage, auf die man eine recht einfache Antwort erwartet: Natürlich nicht, wer setzt sich schon freiwillig Schmerzen aus? Aber für Nilüfer Yanya, die Sängerin, die diese Frage in ihrem Minidurchbruch Hit "Baby Luv" stellt, ist die Antwort komplexer: Denn der Schmerz – so unangenehm er auch sein mag – ist auch Zeichen dafür, dass man trotz allem alltäglich gewordenen Horror der modernen Welt nicht verlernt hat, etwas zu fühlen.So betrachtet klingt Painless, der Titel von Nilüfer Yanyas zweitem Album schon gleich deutlich beklemmender als ein Wellnessurlaub.
Aber der Schmerz steckt trotzdem immer noch in ihrer Musik – er hat sich nur in fantastischen Songs versteckt.
Kontrollierter Kontrollverlust.
Painless beginnt damit, dass sich der Status quo langsam, aber doch unaufhaltsam auf den Kopf stellt. "The Dealer" erzählt nicht von dem einen Moment der alles ändert, sondern vom schleichenden Prozess, von der Erkenntnis manche Sachen einfach nicht mehr ins Gleichgewicht bringen zu können. An diesem Punkt klingt Nilüfers Stimme noch ruhig entspannt, während die Drums dagegen hektisch vor sich hin flackern. Ein paar Songs später sieht das schon ganz anders aus: "Stabilise" dreht sowohl Tempo als auch Chaos noch einmal deutlich auf. Nilüfers Stimme wird zu einem atemlosen Flüstern, fast schon versteckt hinter hektischem Gitarrenarpeggi singt sie über den bevorstehenden Abschied.Das Ende einer Beziehung ist das thematische Herzstück von Painless. Ein klassisches Breakup Album voller Vorwürfe und nostalgischer Verklärung hört man jedoch nicht: Nilüfer konzentriert sich viel mehr darauf, was die Trennung in ihr selbst auslöst. Dabei ist sie wenig optimistisch – Nilüfer weiß, dass es in der momentanen Situation keine Zukunft gibt, aber die Hoffnung für einen Neuanfang will nicht so recht erscheinen.
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