Karma ist ja eigentlich ein tolles Konzept...
Tue Gutes und dir passiert Gutes.
In der Realität funktioniert das aber eher selten: Denn auch absolute Süßmäuse können absurde Scheißtage haben.Und das ist wirklich ungerecht: Solchen wunderbar herzlichen Menschen wie Teleman wünscht man ja ehrlich nur das Allerbeste. Immerhin zeigen sie auf ihrem neuen Album Good Time/Hard Time eines ganz eindeutig:
Teleman können auch an beschissenen Tagen tolle Songs schreiben.
Pete ohne Pirates
Wer waren Teleman denn gleich noch mal? Das waren die, die den knuffisgten Song mit Düsseldorfbezug überhaupt geschrieben haben. Quasi ein Überbleibsel von Pete and the Pirates - eine recht klassische britische Indieband mit ein paar hübschen Hits. Als sich die Piraten dann nach knappen zehn Jahren ans Ufer zurückgezogen haben, machten sie einfach weiter: Mit neuem Drummer, weniger Gitarrenlärm und dafür mehr Synthiepop feiert mittlerweile auch die Nachfolgerband schon ein zehnjähriges Jubiläum.Und irgendwie klar, aber auch irgendwie schade: Nach so einer langen Zeit in der Musikindustrie hat man nicht mehr die gleiche jugendliche Freude an der Musik und am Touren wie am Anfang. Da wurde man schon zu oft in dumme Situationen gebracht, man hat zu viele strapaziöse Reisen hinter sich und man merkt dass das mit dem Rockstarreichtum halt doch eher geschickte Marketinglüge war.
Teleman schaffen es aber trotzdem noch gute Laune zu verbreiten - Nur bringen sie dieses Mal eben auch viel häufiger die Schattenseiten des Lebens mit in ihre Songs.
Gute Laune Sound für die Lebenskrise
Die zentrale Botschaft von Good Time/Hard Time ist ziemlich schnell erklärt: Man muss versuchen, das Leben zu genießen, auch wenn alles grade nervt. Am besten fasst das wahrscheinlich gleich der erste Song der Platte zusammen: "Short Life" sagt es schon im Titel - Das Leben ist eigentlich zu kurz für schlechte Laune. Dank herrlich tanzbarem Beat und angecrunchtem Bass verfliegt die schlechte Laune beim Hören auch mit ziemlicher Garantie. Dass es im echten Leben nicht ganz so einfach ist, zeigt Thomas Sanders dann aber im Text: Dort schleichen sich die schlechten Gedanken nämlich immer wieder ein und in jeder Strophe müssen sie vom Sänger aufs neue verdrängt werden.Diese Balance aus düsteren Gedanken und Tanzflächensound etabliert sich hier ziemlich schnell als Markenzeichen. Auch wenn sich "Trees Grow High" in gewisser Weise mit tief sitzenden Traumata auseinandersetzt, macht der Basslauf und die Synthesizermelodie einfach nur gute Laune. Dass Keyboarder Jonny mittlerweile nicht mehr Teil der Band ist hört man übrigens kaum raus: Good Time/Hard Time sprüht nur so vor bunten Elektroklängen, die dem Indietrio immer einen neuen frischen Sound verpassen.
Warum sich Teleman jetzt bei diesem Album so sehr auf die düsteren Momente des Lebens stürzen, bleibt unklar.
Good Time/Hard Time ist weder eine reine Lockdownverarbeitungsplatte, noch ein schmerzhafter Abschied vom Bandkollegen und auch kein Musikindustrie-Midlifecrisisalbum. Teleman lassen sich nie genau in die Karten schauen und liefern ein Album, dass in jeder schwierigen Situation ein wenig helfen kann.
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