Diesen Freitag übernehmen Wolf Alice von 20 bis 21 Uhr das egoFM Studio und spielen ihre liebsten Songs.
Wolf Alice bei egoFM
Lieblingstonträger: Das neue Album Blue Weekend
Die egoFM Privataudienz mit Wolf Alice
Lieblingstonträger: Das neue Album Blue Weekend
Auch das dritte Album der Mercury Prize-Träger*innen ist ein absoluter Volltreffer.
Sind Wolf Alice eigentlich eine Rockband?
Eigentlich schreit ja auf den ersten Blick alles danach: Zwei Gitarren, Bass Schlagzeug und eine Sängerin, die wie Kurt Cobain flüstern und wie Courtney Love schreien kann. Trotzdem hatten Wolf Alice bisher hörbar so gar keine Lust, sich in irgendeine Schublade stecken zu lassen. Ihr Debüt My Love is Cool und der mit dem wichtigsten Musiknerdpreis ausgezeichnete Nachfolger Visions of a Life sprangen wild zwischen Stimmungen, Musikstilen und Klangwelten hin und her. So sehr, dass man sich manchmal vergewissern musste, ob überhaupt noch die richtige Platte läuft.
Genau hier schlägt die dritte Platte von Wolf Alice eine andere Richtung ein: Blue Weekend klingt viel mehr nach Album, als nach Mixtape – ohne aber an Vielseitigkeit einzubüßen.
Wochenendtrip in die Melancholie
Das kann den ein oder die andere Zuhörer*in durchaus überraschen, vor allem da die Vorabsingles schon wieder in alle möglichen Richtungen abgedriftet sind. Auf die schwermütige, sich langsam aufbauende Ballade "The Last Man on Earth" folgte schließlich der mit seinem brachialen Bassriff einfach mal komplett anders klingende Kracher "Smile". Der bleibt allerdings auch fast unangefochten der größte Rockstarmoment der Platte: Sonst schweben Wolf Alice in einer verträumten Melancholie – fast immer präsent aber nie erdrückend. Mit diesem Sound hat die Band schon öfters gespielt, aber so sehr wie bei Blue Weekend haben sich die Brits noch nie einem Sound verschrieben.Wie in "The Last Man on Earth” schon angedeutet, lassen sich die Songs auf Blue Weekend immer Zeit sich zu entwickeln. So haucht Ellie Rowsell in "Lipstick on a Glass" erst leicht körperlos über ein sanftes Gitarrenriff, bis der Song langsam durch verspieltes Schlagzeug und immer komplexeres Gittarengezupfe plötzlich ganz neue Klangwelten aufreißt. Die erste Minute von "Feeling Myself" erinnert dann ganz leicht an Radiohead, bis plötzlich verzerrte Gitarrenwände den Song eher in Richtung Shoegaze drücken.
Die Platte klingt vielleicht mehr wie aus einem Guss wie die Vorgänger, die Songs machen aber trotzdem genug unerwartete Schlenker um auch Blue Weekend zu einem ungewöhnlich kreativen Album zu machen.
Don’t F*cking Tell Me What To Do
Also: Sind Wolf Alice jetzt ein Rockband? So ganz glücklich scheinen sie selbst nicht mit der Bezeichnung zu sein – denn irgendwie grenzen Genres und Erwartungen am Ende auch nur den kreativen Prozess ein. Und wie wenig Lust die Band darauf hat zeigen sie in "Play the Greatest Hits" – ein wortwörtlich hingerotztes Krachfestival, das so gar nicht in den Fluss der Platte passen will. Ein songgewordener Trollmoment wenn man so will, aber bei einem so großartigen Album wie Blue Weekend kann man der Band auch nicht mehr böse sein.Und eine Rockband sind Wolf Alice eben nur dann, wenn sie gerade Lust drauf haben. Sonst sind sie so viel mehr.
Tracklist: Wolf Alice - Blue Weekend
1 The Beach2 Delicious Things
3 Lipstick on the Glass
4 Smile
5 Safe From Heartbreak (if you never fall in love)
6 How Can I Make It OK
7 Play the Greatest Hits
8 Feeling Myself
9 The Last Man On Earth
10 No Hard Feelings
11 The Beach II
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