Danger Dan bei egoFM

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Das Interview mit Max zum Anhören

Danger Dan und egoFM Max haben das Modem angeschmissen und sich virtuell unter anderem über die wiederentdeckte Liebe zum Klavier, geheime Salon-Treffen und (natürlich) die Grenzen der Kunstfreiheit gesprochen.

Das ist alles von der Pressefreiheit gedeckt

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    Das komplette Interview mit Max

Danger Dan wäre es natürlich auch lieber gewesen, durchs Land zu tingeln und dann bei uns in München gemütlich ein Käffchen zu schlürfen. Gerade bei den ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen fällt es schwer, die Füße stillzuhalten. Doch:
"Auf der anderen Seite muss man sich immer wieder hineinversetzen in Leute, die gerade auf Intensivstationen liegen und beatmet werden. Ich glaube, die haben Grund zu jammern. Und wenn ich dadurch, dass ich Zuhause bleibe, das verhindern kann, dass nur einem einzigen weiteren sowas passiert, dann mach ich das liebend gerne - dann ist das Motivation genug." - Danger Dan

Ansonsten hat Danger Dan während der Pandemie ein altes Hobby - das Klavierspielen - neuentdeckt.

Dabei rausgekommen ist sein Soloalbum Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt. Das Werk gibt es nicht nur zum Hören, sondern auch zum Nachspielen - falls du also deine Liebe zum Klavier wieder aufleben willst - hier entlang.
"Ich selbst kann übrigens gar keine Noten. Das musste ein Kollege transkribieren und schreiben, weil ich mich mit Noten gar nicht so gut auskenne [...]."- Danger Dan

Macht ja nix - wahre Genies spielen eh nach dem Gehör und weniger nach Noten...

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Der Hype um ein vermeintlich verstaubtes Instrument

Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt erscheint übrigens am 30. April auf dem Label der Antilopen Gang, Antilopen Geldwäsche. Das Label gibt's schon seit 2020, dieses Klavieralbum ist allerdings die erste Platte, die sie ganz ohne Hilfe zum Beispiel von Produktmanagern auf den Markt bringen. Und das ist doch eine ganz schöne Herausforderung.
"Jetzt haben wir's mal ganz allein versucht und dachten so, ey, dieses Klavieralbum, das ist so ein Liebhaber-Ding. Das wird schon irgendwie nicht so viel Arbeit werden - und tatsächlich geht das gerade so durch die Decke, dass wir komplett überfordert sind mit unserer Labelarbeit. Aber wir lernen immer noch ganz viel." - Danger Dan

Aber warum erfährt dieses Album eigentlich gerade bereits vor der Veröffentlichung so einen Hype?
"Ich hab das Gefühl, dass Klaviermusik die letzten 40 Jahre eher so over war, also vielleicht sogar noch länger. Die Blütezeit wahrscheinlich eher sogar die 30er und dann in den 60ern gabs noch mal so eine Zeit, wo es plötzlich ganz viele Liedermacher gab. Aber man hat das lang nicht mehr gehört. Und gleichzeitig - ich will niemanden zu nahe treten - aber ich glaube, die Popularmusik ist sehr engstirnig geworden. Also man merkt so ein bisschen, dass so alle Lieder ähnlich aufgebaut sind und auch das Sounddesign sehr oft sehr ähnlich ist. [...] Und wenn dann plötzlich sowas kommt, was so ganz outstanding ist, was man einfach superlang nicht mehr gehört hat oder noch aus seiner Kindheit kennt, dann wirkt das so erfrischend." - Danger Dan

Aber nicht nur die Klaviermusik an sich ist outstanding - auch textlich trifft Danger Dan den Nagel auf den Kopf. Das konnte er damals schon bei unserem Hauskonzert und seinem Song "Nudeln und Klopapier" beweisen.

Was darf Satire, was darf Kunst?

Apropos Texte und Kunstfreiheit - mit seinem Song "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt", der zweiten Single aus dem neuen Album, lotet Danger Dan die Grenzen der Kunstfreiheit aus. Wie weit darf man gehen, um beispielsweise die AfD und ihre Machenschaften zu kritisieren?
"Ich glaub, was halt nicht geht, ist wenn man Persönlichkeitsrechte wirklich verletzt - das geht nicht. Und auch so ganz stumpfe, plumpe Beschimpfungen - das darf man auch nicht. Und soweit ich recherchieren konnte, auch so falsche Tatsachenbehauptungen. Also, wenn ich einfach irgendwas behaupte, was einfach de facto nicht stimmt. Das kennt man jetzt auch von der AfD. Da sind die dann eher auf Tastaturen ausgerutscht oder so. [...] Aber das wäre nicht von der Kunstfreiheit gedeckt. Ansonsten bietet die Kunstfreiheit ein unglaubliches Spielfeld."- Danger Dan

Post vom Anwalt für seine Texte hat Danger Dan übrigens noch nicht bekommen. Natürlich will er nicht unbedingt verklagt werden, aber spannend ist es trotzdem, wie weit man gehen kann. 

Die Idee, der Kunstfreiheit auf den Grund so gehen, kam ihm durch seinen Freund Jean Peters vom Peng! Kollektiv. Der ist dir wahrscheinlich nicht zuletzt bekannt, weil er Beatrice von Storch eine Torte ins Gesicht geworfen hat. Jean hat noch viele andere Aktionen gemacht, bei denen die Grenzen von Kunstfreiheit und Politik verschwimmen. Über seine Aktionen hat er letzten Monat auch ein Buch veröffentlicht, Wenn die Hoffnung stirbt, geht's trotzdem weiter. Jedenfalls hatte Jean Peter eingeladen zu einem Salon - als Gegenstück zu rechten Burschenschaften und ihren Treffen - zum Austauschen und Diskutieren. Bei diesem (geheimen) Treffen tauschten sich verschiedene Leute aus Kunst, Kultur, Journalismus und Politik-Aktivismus aus.
"Als Jean glaube ich meinte, 'Ey, wir sollten diese Freiheiten und diese Spielräume, die uns die Kunstfreiheit lässt, eigentlich bis auf den letzten Millimeter ausnutzen und viel öfter ausnutzen, als wir es bisher gerade machen.' Und da musste ich lachen und fand die Idee gut. [...] Ich hab's direkt ausprobiert und dabei ist dieses Lied entstanden." - Danger Dan



Achtung, DANGER?

Wie zu erwarten findet "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" nicht nur Anklang - gerade nach seinem Live-Auftritt bei Jan Böhmermann mit Starpianist Igor Levit. Ist der Name jetzt Programm und Danger Dan nun gefährdet, weil vielen Leuten nicht passt, was er mit dem Song sagt? 


"Das kann sein. Aber ich glaube, dass es immer noch gefährlicher ist, wenn du Jude bist und Kippa trägst und einfach spazieren gehst in Deutschland. Das ist definitiv gefährlicher, als im ZDF ein Lied auf dem Klavier zu spielen. Oder wenn du schwul bist und deinen Freund küsst, einfach in irgendeinem Park - dann läufst du auch viel mehr Gefahr, dass dir wirklich was passiert, als wenn du solche Lieder spielst, wie ich das gerade mache. Und ich bin in der dekadenten Position, dass ich mir das selber aussuchen kann - ob ich das machen will oder nicht. Und da hab ich natürlich drüber nachgedacht - will ich das? Also will ich mich in so ein Fadenkreuz von so Nazis begeben? Und gerade in der Solidarität mit all denen, die es sich nicht aussuchen können, finde ich, wenn man dann anfängt drüber nachzudenken, dann muss man's eigentlich machen. Weil in dem Moment, wo man aus Angst sowas nicht mehr tut, geht doch die Strategie von so Faschos, die halt Angstpolitik machen, auf und dann haben sie schon gewonnen. Und das darf nicht passieren. Deswegen spiel ich solche Lieder und kann auch nur ermutigen, immer laut zu sein und frech zu sein, wenn's um Faschos geht." - Danger Dan


Amen.

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