Die Sache mit dem Wolf

Die Sache mit dem Wolf

Agrarbiologin Stefanie Morbach im Interview

Immer mal wieder lesen wir Schlagzeilen wie diese: Schafe gerissen, Pferd verletzt – schuld ist: der "böse" Wolf. Aber ist er wirklich so böse? Und was können wir gegen solche Fälle tun?


Der Wolf ist wieder da!

Zwischen 1.200 und 2.100 Wölfe gibt es bei uns in Deutschland laut dem Deutschen Bauernverband. Seit 2000 kommen die Tiere wieder vor, weil die Wolfpopulation in angrenzenden Ländern zunimmt. So vermehren sie sich natürlich auch in Deutschland wieder. Und darüber sind die Meinungen gespalten. Sollten wir besorgt sein? Oder wäre es eine Lösung, die Tiere abzuschießen? Stefanie Morbach ist Agrarbiologin und Teil des LIFEstock Protect Projekts vom Bund Naturschutz in Bayern. Sie spricht darüber, wie wir mit dem Wolf umgehen sollten und über eventuelle Lösungen.

Müssen wir uns Sorgen um den Wolf machen?

Stefanie Morbach selbst macht sich keine Sorgen über Wölfe. Sie freut sich eher und sieht die Rückkehr als Zeichen, dass die Natur wieder zu ihren Ursprüngen zurückfinden kann. Als "normale" Menschen, meint sie, müssen wir uns auch nicht wirklich fürchten, denn der Wolf sei kein aktiv jagendes Wildtier, das auf Menschen losgeht. Wie du im Notfall bei der Begegnung mit wilden Tieren umgehen kannst, erfährst du hier. Weidetierhalter*innen machen sich da schon eher berechtigt Sorgen. Die Agrarbiologin erzählt, warum sie glaubt, dass das Thema wieder so aufgeheizt ist:
"Ich glaube, die Rückkehr des Wolfes bringt ganz viele Unsicherheiten mit sich. Wir hatten diese Tiere 150 Jahre bei uns nicht mehr, also keiner kann aus eigener Erfahrung mit dem Wolf berichten und Unsicherheiten schüren immer Angst. Das heißt, wenn ich als Wanderer durch durch den Wald gehe und nicht weiß, auf wen ich da treffen kann oder eben als Weidetierhalter, der gewohnt ist, bislang seine Tiere hinter Zäunen zu halten, die Zäune aber so zu gestalten, dass die Weidetiere nicht rausgehen." – Stefanie Morbach

Im Interview spricht sie außerdem noch über das Lifestock Protect Projekt, ein EU-finanziertes Programm im deutschsprachigen Alpenraum, das sich unter anderem für Herdenschutz einsetzt. Außerdem spricht sie über die Zukunft des Wolfs in Deutschland. Das komplette Gespräch kannst du hier anhören:
  • Die Sache mit dem Wolf
    Das komplette Gespräch zum Anhören


Wäre es eine Lösung, die Wölfe zu erschießen?

Als Lösung fordern einige Menschen, die Wölfe zu erschießen. Stefanie Morbach sagt aber, dass das Weidentierhalter*innen in den nächsten zehn Jahren nicht unbedingt helfen wird. Außerdem ist der Abschuss gar nicht so leicht, man müsse auf aktive Jagd gehen und genau wissen, was man tut. Ist das nicht der Fall, könnten die Rudel eher gestört werden und dadurch noch mehr Tiere reißen - also das Gegenteil von dem, was man eigentlich erzielen will. Die Forderungen findet sie aber trotzdem legitim.
"Als Interessenverband kann ich das ja fordern. Jeder darf das ja äußern, was er für richtig hält. Es ist allerdings schwierig und in den nächsten Jahren auch nicht absehbar, weil der Wolf ja EU-Rechten unterliegt und damit streng und besonders geschützt ist. Das heißt, diese Forderung kann man natürlich stellen, die Umsetzung dieser Forderung wird in den nächsten Jahren nicht kommen." – Stefanie Morbach

Wie geht es in Zukunft mit den Wölfen in Deutschland weiter?

Die Zahl der Wölfe werde zunehmen, sagt Stefanie Morbach. Weil viele wandernde Wölfe unterwegs sind, werden sie auch neue Gebiete besiedeln. Damit müssten wir lernen, umzugehen.
"Wir werden uns daran gewöhnen müssen. Wir werden Umgang damit lernen müssen. Ich denke auch diese Unsicherheiten die es momentan gibt, [...] das wird sich legen [...] und in vielen Bundesländern sind Wölfe ja eben schon 20 Jahre oder mehr anwesend und man hat sich angepasst oder anpassen müssen." – Stefanie Morbach

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