Bild: egoFM | Ausstellung "KÖRPERWELTEN – AM PULS DER ZEIT"
radiowelt
01.07.2025
Eine Ausstellung über das Leben
Stärkt Körperwelten das Verständnis über den eigenen Körper?
Dank Körperspender*innen können wir in der Ausstellung Körperwelten in das Innere des menschlichen Körpers blicken. Warum das wichtig ist und warum viele erstmal kritisch sind, liest du hier.
Verständnis über den eigenen Körper dank Körperwelten
Die Nase läuft und du kannst nicht mehr richtig atmen. Der Hals schmerzt beim Schlucken und du denkst wehmütig zurück an die Zeit, in der das gar kein Thema war. Manchmal schätzen wir unseren Körper erst dann, wenn nicht mehr alles funktioniert. Die Ausstellung "KÖRPERWELTEN – AM PULS DER ZEIT" will dafür sorgen, dass wir die Faszination und Wertschätzung quasi auch schon im gesunden Zustand erreichen. Sie zeigt außerdem, wie sich unser Körper durch Herausforderungen des 21. Jahrhunderts verändert - positiv und negativ. egoFM Moderatorin Elise hat die Ausstellung in München besucht, in der nicht nur menschliche Körper, sondern auch plastinierte Tiere wie ein Elefant oder ein Gorilla zu sehen sind und mit Kuratorin und Ärztin Dr. Angelina Whalley über das emotionale Erlebnis in der Ausstellung, ihre Notwendigkeit und Kritik gesprochen.
"Wir zeigen zwar tote Körper, aber das, was sie uns zeigen, ist ja eigentlich unsere eigene körperliche Existenz. [...] Diese Anblicke in das Körperinnere sind uns normalerweise nur verschlossen und [...] das führt dazu, dass wir gar nicht so wirklich an unseren Körper denken und auch eigentlich an die Notwendigkeiten, die unser Körper hat. [...] Wenn man durch diese Ausstellung geht und auch erfährt, wie komplex einfach die Strukturen ineinandergreifen und wie wunderbar das alles funktioniert, dann entsteht so etwas wie Ehrfurcht." - Dr. Angelina Whalley
Das komplette Interview hörst du hier:
Körperwelten: Eine Ausstellung über das Leben
Das komplette Gespräch zum Anhören
Die Bedeutung von Ästhetik
Vordergrund der Ausstellung ist laut der Kuratorin, das Körperinnere darzustellen. Allerdings sind viele Menschen, die zum Beispiel keinen medizinischen Background haben, erstmal abgeschreckt. Immerhin werden in der Ausstellung Körperwelten tote Körper ausgestellt. Damit die Ausstellung aber auch ein Laienpublikum anspricht, sollen die Plastinate, also die konservierten und präparierten Leichen auch ästhetisch aussehen, dass man sich eben nicht angewidert fühlt, meint Dr. Whalley.
Background Info zu Körperwelten: Initiiert hat sie der Anatom Gunther von Hagens in den Neunzigern. Die ersten Ganzkörperplastinate, die er gemacht hat, waren zunächst nicht für die Öffentlichkeit, sondern für die anatomische Lehre an Universitäten gedacht. Die erste öffentliche Ausstellung fand 1995 in Japan statt. Alle in der Ausstellung gezeigten Präparate sind echt und stammen von Menschen, die zu Lebzeiten entschieden haben, ihren Körper nach dem Tod für die Ausbildung von Ärzt*innen und interessierten Laien zur Verfügung zu stellen.
Der Organspendeausweis ist mittlerweile in vielen Geldbeuteln und weit verbreitet und normalisiert. Aber seinen Körper nach dem Tod für Körperwelten zur Verfügung zu stellen, stößt dagegen oft auf Kritik. Woran liegt das? Laut Dr. Angelina Whalley an der Anfangszeit von Körperwelten, die vielen noch im Kopf ist.
"In unserer Anfangszeit in Deutschland gab es ja ne sehr, sehr heftige Kontroverse und da hat es viele Jahre gedauert, zu transportieren, was die Ausstellung eigentlich wirklich leisten will und auch leistet. [...] Ich denke aber auch, es ist auch völlig in Ordnung. [...] Es kann ja auch nicht jeder Körperspender sein und es soll ja auch gar nicht jeder Körperspender sein, so viele Leichen könnten wir ja dann auch überhaupt gar nicht in dauerhafte Lehrpräparate umwandeln." - Dr. Angelina Whalley
Die Ausstellung "KÖRPERWELTEN – AM PULS DER ZEIT" läuft noch bis bis 14. September 2025 in der Kleinen Olympiahalle in München. In Zukunft soll es auch eine Ausstellung zum Thema Geschlecht geben.
Artikel teilen: