So lernst du in einer Woche eine neue Sprache...oder?
Polyglott Kerstin Cable im Interview
Was bedeutet es, polyglott zu sein und wie lernst du am besten eine neue Sprache?
Motivation ist ein Muss beim Sprachenlernen
Hi, how are you? Bonjour! Come ti chiami? Englisch begegnet uns ziemlich oft im Alltag. Das Schulfranzösisch allerdings ist eingerostet und Italienisch spricht man auch nur ein paar Sätze, um im Urlaub ein Eis bestellen zu können. Anders ist es bei Kerstin Cable. Sie spricht ganze acht Sprachen und ist damit polyglott. Polyglott - das bedeutet, jemand spricht viele Sprachen fließend. Wie sie das geschafft hat und wie auch du eine neue Sprache lernen kannst, erzählt die Sprachcoachin und Podcasterin egoFM Moderatorin Gloria im Interview.
"Ich bin nicht der Meinung, dass es Sprachtalent gibt, aber schon so eine Affinität. [...] Vor allem bei Leuten, die nicht in der Schule lernen, ist Motivation so wichtig, da muss Spaß dabei sein, sonst sonst kannst du es vergessen." - Kerstin Cable
Wie lernt man viele Sprachen?
Das komplette Gespräch zum Anhören
Zu alt zum Sprachen lernen?
Oft heißt es, dass sich Kinder am leichtesten damit tun, eine neue Sprache zu lernen. Je älter wir werden, desto schwerer tun wir uns dann. Dass daran wirklich was dran ist, glaubt Kerstin selbst nicht. Nur, dass die Aussprache für Kinder leichter ist zu erlernen. Sie selbst hat vor neun Jahren mit 32 angefangen Walisisch zu lernen, eine bis dahin ihr fremde Sprachfamilie. Gerade lernt sie Mandarin und auch das ist kein Problem für sie.
"Da gibt es kein Cut Off date, wie man sagt auf Englisch. Also es gibt irgendwie keine Altersgrenze, wo man einmal nichts mehr kann." - Kerstin Cable
Die leichtestes vs. die schwerste Sprache?
Kerstin persönlich findet Mandarin schwerer zu lernen als beispielsweise Walisisch. Für sie kommt es aber immer sehr stark auf die Affinität drauf an. Wenn du also richtig Bock hast, eine Sprache zu lernen und dich für Land, Kultur und Leute interessierst, dann wird es dir vermutlich leichter fallen. Natürlich kommt es aber auch auf die Sprache an sich an. Mandarin, meint Kerstin, sei in dem Sinne leichter, dass die Verben nicht konjugiert werden und man keine Endungen lernen muss. Allerdings sind die Wörter aus Silben aufgebaut, also brauchte sie für Mandarin eine andere Lernmethode als zum Beispiel für französisch.
Tipps zum Vokabeln lernen
Vokabelheft oder doch lieber App? Wie können wir am besten Vokabeln lernen und zwar so, dass sie auch im Gehirn hängen bleiben? Kerstin empfiehlt, sich Vokabeln da zu notieren, wo du am besten nochmal reinschaust. Außerdem sei es kein entweder oder. Am besten also mal Vokabelheft UND App gleichzeitig ausprobieren und dann schauen, was am ehesten hängen bleibt.
Wichtig ist auch, die Vokabeln regelmäßig zu wiederholen. Damit eine Information für immer hängen bleibt, musst du sie zwischen sieben und 25 mal wiederholen. Das ist auch der Grund, warum Wörter in Apps zum Beispiel immer wieder angezeigt werden. Ab einem gewissen Sprachniveau brauchst du es vielleicht dann auch gar nicht mehr.
"Ich persönlich bin Vokabelaufschreiber und mir ist aufgefallen über die Jahre: Ich mache das bei einer Sprache bis zu einem gewissen Niveau und wenn ich mich dann ziemlich ausdrücken kann, dann schreib ich und lerne nicht mehr die Vokabeln auswendig. Also das ist eher was, was ich so in den ersten paar Jahren machen würde und wenn man dann [...] seine Basis [hat], dann muss man nicht unbedingt mehr genauso lernen, weil du einfach viel mehr aus dem Kontext mitkriegen kannst." - Kerstin Cable
Damit werben viele auf YouTube oder TikTok. Ob das wirklich machbar? Kerstin glaubst nicht daran, allerdings kann man theoretisch genug lernen, um sich zumindest zu verständigen. Dann hat man aber vielleicht drei Zentimeter der Sprache mitgenommen meint sie. Welche Techniken wendet also Kerstin an, die du dir vielleicht abschauen kannst?
Sie nennt das Ganze übrigens Language Habit System. Also ein Sprachgewohnheitssystem. Setze dir also erstmal eigene Ziele und frag dich, was du genau lernen willst. Dann kannst du deine Methode daran anpassen und dann Gewohnheiten aufbauen, die du regelmäßig wiederholst.
Wiederholung ist das Schlüsselwort.
"Bei bei manchen Leuten ist das 'ich möchte mich in einem Monat verständigen', bei anderen ist das nur 'ich möchte mal die Zukunft richtig anwenden' oder so. Daran dann deine ganzen Lernaktivitäten anpassen und es ist eigentlich egal, ob du das mit einem Buch machst oder mit YouTube oder mit TikTok oder mit einer App. Ich bin ein Großer KI-Fan auch hierbei. Und dann empfehle ich so, dass man dann einmal 2-3 Wochen wirklich einfach nur macht und dann sagt, OK Pause, wie ist es alles gelaufen, wo hängt es, was macht mir keinen Spaß, was habe ich mir aufgeschrieben und vorgenommen, das ich überhaupt nicht gemacht habe? Und dann das Ganze noch mal ein bisschen adjustiert, sodass man auf Dauer innerhalb von, sagen wir drei bis sechs Monaten wirklich einen guten persönlichen Plan aufbaut." - Kerstin Cable
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